ReGES - Refugees in the German Educational System

In den vergangenen Jahren ist die Zuwanderung von Geflüchteten in die Bundesrepublik deutlich angestiegen. Gemäß dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge haben in den Jahren 2014 bis 2017 allein 1.535.658 Personen einen Asylantrag in Deutschland gestellt. Unter diesen Personen, die aus ihren Herkunftsländern geflüchtet sind, befindet sich auch eine große Anzahl an Minderjährigen. Hierdurch ergeben sich für unsere Gesellschaft neue organisatorische und integrationspolitische Herausforderungen. Ein zentraler Baustein für eine gelungene Integration in die sozialen Systeme – insbesondere für junge Geflüchtete – ist Bildung. Belastbare Daten über Bildungsverläufe von Kindern und Jugendlichen mit Fluchthintergrund sind bislang jedoch kaum verfügbar.

 

 

 

Mit der Längsschnittstudie „ReGES – Refugees in the German Educational System” wird diese Lücke zumindest teilweise geschlossen. Die Studie untersucht den Integrationsprozess von jungen Zugewanderten in das deutsche Bildungssystem und die deutsche Gesellschaft. Sie ist am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) angesiedelt und wurde von Juli 2016 bis Juni 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

ReGES begleitete Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern nach ihrer Flucht aus Krisengebieten mit Hilfe von Befragungen und Tests über mehrere Jahre hinweg. Der Fokus des Interesses richtete sich primär auf die Bedingungen, unter denen eine Integration in das Bildungssystem gelingen kann: Welche Angebote tragen zur Eingliederung in die aufnehmende Gesellschaft bei? Welche Faktoren behindern oder verzögern Integration?

Das umfangreiche Datenmaterial der ReGES-Studie erlaubt empirische Analysen zu den Bildungsverläufen von Neuzugewanderten sowie zu den integrationspolitischen Herausforderungen im Alltag der pädagogischen Einrichtungen – jeweils unter Berücksichtigung des Einflusses migrationsspezifischer Faktoren. Aktuell stehen die aufbereiteten Daten aller sieben Erhebungswellen der ReGES-Studie als Scientific-Use-Files für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung. Darüber hinaus liegen erste Ergebnisberichte und Publikationen vor.

Durchführung der Studie

ReGES konzentriert sich auf zwei zentrale Etappen im Bildungsverlauf. Dies ist zum einen die frühkindliche Bildung, welche besonders bedeutsam für den Erwerb von Deutschkenntnissen und den Beginn der Bildungskarriere ist. Zum anderen gilt die Aufmerksamkeit dem für die mittel- und langfristige Integration in den Arbeitsmarkt zentralen Übergang von der Sekundarstufe I in das Ausbildungssystem. Beide Etappen sind durch eine entsprechende Alterskohorte – Refugee Cohort (RC1 und RC2) – mit jeweils ca. 2.400 Personen aus unterschiedlichen Herkunftsländern repräsentiert. Zusätzlich zu den Zielpersonen richteten sich die Befragungen auch an relevante Kontextpersonen wie Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, weitere Fachkräfte und Ehrenamtliche.

Die Datenerhebung erfolgte in fünf Bundesländern, die sich systematisch im Hinblick auf Faktoren unterscheiden, die für die Integration von Geflüchteten als wichtig erachtetet werden: Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen (in der nebenstehenden Grafik rot umrandet). Eine wichtige Grundlage für die Auswahl bildete die Anzahl der Geflüchteten, die gemäß Verteilungsschlüssel in den einzelnen Bundesländern aufgenommen werden. Daneben wurden auch Merkmale wie die Arbeitslosenquote, Chancen auf dem Ausbildungsmarkt und Traditionen im Bereich der frühkindlichen Betreuung sowie soziale Strukturen wie die Einwohnerdichte und der Migrantenanteil in der Bevölkerung berücksichtigt.

In einem ersten Schritt wurden die Erhebungen in acht verschiedenen Sprachen realisiert, um eine möglichst breite Ausgangsmessung zu ermöglichen. Erst im späteren Verlauf der Studie erfolgte eine Einschränkung auf drei Sprachen. Aufgrund der hohen Mobilität der Zielgruppen sowie der gerade zu Beginn zu erwartenden Veränderungen kam eine engmaschige Befragung im halbjährigen Rhythmus zum Einsatz. Dabei wurden verschiedene Erhebungsmodi genutzt: Während die Jugendlichen und Eltern vor allem persönlich im Face-to-Face interviewt wurden, beteiligten sich die weiteren Kontextpersonen mittels papierbasierter Fragebögen an der Studie. Zusätzlich wurden die Kinder und Jugendlichen zu ihren Sprachkompetenzen und allgemeinen kognitiven Fähigkeiten getestet.